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Alles zum Thema #SlowTravel
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BEAUTY *KLICK* NEWS
DATE MIT DER ZUKUNFT
Ich bin nervös. Eine Verabredung steht bevor. Nicht irgendeine. Die Eine. Weil es wichtig ist. Okay, noch einmal von vorne.
Ein Date mit der Zukunft steht bevor. Ja, in wenigen Minuten werde ich die Zukunft in Person treffen. Wie sie wohl aussieht? Was man bei so einem bedeutungsschwangeren Treffen am besten anzieht? Sie weiß es bestimmt. Wir treffen uns auf ein Bierchen in der Lieblingskneipe. Sind meine Fragen gut ausgearbeitet? Habe ich an alles gedacht? Erst einmal was Hochprozentiges aus klitzekleinen Fläschchen am Kiosk besorgen. Das hat sich schon bei anderen ersten Dates und diversen Bewerbungsgesprächen bewährt. Augen zu und runter damit. Die Schritte werden schneller, viel zu schnell. Ich bin zu früh. Mist, jetzt noch einmal um den Block laufen und tief durchatmen. Schließlich soll Mr. oder Mrs. Zukunft in Persona nicht denken, ich wäre eine Anfängerin. Ich starre auf die Zeiger meiner Uhr. So, also rein jetzt.
(...)
Auf einmal kommen sie mir alle wie Bagatellen am Wegesrand vor. Blackout. Die Zukunft schmunzelt. Ich fühle mich wieder wie ein 16-jähriger Teenager mit Problemhaut – extrem unsicher. Unsicherheit, die ist mir quasi mit dem Namen in den Brutkasten gelegt worden.
Hier spreche explizit alle Damen und Herren mit den Anfangsbuchstaben ‚A’ an. Ich kann gar nicht sagen, wie oft man mit so einen A-Namen ausversehen angerufen wird. Einfach nur aus dem Grund, weil man ganz oben im Telefonbuch steht. Dabei gibt es genau drei Arten dieser Anrufe. Bei dem einem hört man nur Geräusche aus der Hose oder irgendeine peinliche TV-Sendung im Hintergrund laufen. Die anderen lassen dich sofort wissen, dass es sich um ein Ausversehen handelt, entschuldigen sich und legen peinlich berührt wieder auf. Gefolgt von der schlimmsten Kategorie. Die, die dich mit einem langen „Aaaaah Haaallo“ sofort wissen lassen, dass sie dich auf gar keinen Fall anrufen wollten, es nun aber passiert ist und nun versuchen die ganze Sache zu überspielen. Das klappt nie. Und genau von solchen Anrufen bekommen A-Namen Komplexe. Solche Erlebnisse bohren sich nach 27 Jahren tief in das Selbstbewusstsein ein. Bei jedem Anruf starre ich erst einmal zwei Minuten auf mein Handy und frage mich, ob dieser überhaupt mir gilt. Die unverständlich hingebrasselte Nachricht auf der Mailbox bringt schließlich die Erlösung. Ein Zacharias wird ganz bestimmt immer mit Vorsatz angerufen. Z-Namen müssen ein ganz tolles Selbstbewusstsein haben. Ich stelle mir vor, wie diese die Anführer der wildesten Banden von Mönchengladbach bis Mexico City sind. Oder Motivationsseminare in verstaubten 50er Jahre Kaufhäusern leiten. Ich schweife ab. Zurück zum Date.
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ALLE DÜRFEN KEINER WILL
"I think I might be the voice of my generation. Or at least, a generation…somewhere.", so versucht Lena Dunham als Hannah in der HBO-Serie Girls ihren Eltern den eigenen Lebensstil als unbezahlte und von Mamas Konto wie Gnade abhängige Journalistin zu rechtfertigen. Die aufgeregte Schauspielerin und Drehbuchautorin Dunham zählt selbst ganz bestimmt zu einer dieser Stimmen, von Brooklyn bis Kufstein. Aber wie beschreibt man diese Generation, für die der heimliche Instagram-Liebling die Buchstaben und Satzzeichen auf den leeren Bildschirm zaubert? Eine kurze Situationsanalyse aus eigener Sicht und ein Abriss zum Thema Freiheit, die keiner bestellt hatte.
Der übermotivierte Lehrer mit Musterlebenslauf für bayerische Kleinstädte wollte uns damals in die Null-Bock-Generation Schublade stecken, als er bei der Frage nach unseren Lebenszielen in unsere überforderten Gesichter schaute. Nach dem Abschluss bemitleideten uns die Medien als Generation Praktikum. Besteht unsere Freiheit etwa darin, alles zu dürfen aber nichts zu wollen? Es fühlt sich an wie im Supermarkt vor dem vollgepackten Regal zu stehen: wir haben die Wahl zwischen niemals langweiligen Nudelauflauf, klassischen Hackbraten oder formschönen Gemüse Allerlei zum Abendessen. Oder Frühstück. Genauso stopfen wir unsere Lücken im Lebenslauf mit vielen, auf dem Papier gutaussehenden, Praktika in noch hübscheren Agenturen, am liebsten in der Hauptstadt die keine Festanstellungen will. Das macht man jetzt so, flexibler Lebenslauf nennt man das. Damit zeigen wir, dass wir jung und gierig auf die vielen Erfahrungen hinterm Schreibtisch der Anderen sind. Hauptsache unser Moleskin ist voll mit Notizen und Gedanken zu eigenen Projekten, die wir irgendwann verwirklichen werden, ganz bestimmt. Alle erwarten, dass wir alles wollen. Aber wer will uns? Wir können schreiben, schauspielern, Copy Texten sodass selbst Don Draper eifersüchtig wird und ganz viel mit Content und CSS. Dabei sehen wir so lässig aus, als seien wir frisch aus dem Streetstyle-Blog der Tochter von Muttis alter Schulfreundin entsprungen. Die war ja schon immer ein Paradiesvogel und der heimliche Star auf dem feuchtfröhlichen Vereinsschützenfest. Gott sei Dank kann sie jetzt dank unbegrenzten High-Speed Volumen auf der Data-Autobahn und Wordpress ihre Meinung über das aufregende Leben in Deggendorf der ganzen Internet-Gemeinschaft kundtun. Heutzutage ist doch alles so einfach, höre ich die Leute sagen. Gefolgt vom berühmten „Ihr habt ja so viele Möglichkeiten, nicht sowie wir früher“. (...)
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Gefühlte Zeit
Annemarie Bernhardt
Der Blick auf meine mintfarbene Armbanduhr stimmt mich glücklich. Die drei Zeiger – der große für die Stunden, der kleine für die Minuten und der dünne für die Sekunden, der ohne Rücksicht an den beiden anderen vorbeirast – sind meine Freunde. Die Uhr hat keine Ziffern. Der Anblick von Digitaluhren macht mich aggressiv. Schließlich machen Zahlen meist nur unglücklich, sie neigen dazu, den Menschen unter Druck zu setzen. Das fast leere Ziffernblatt hingegen lässt Raum, die Zeit individuell zu interpretieren.
So besteht eine Stunde nicht zwangsläufig aus 60 Minuten oder 3600 Sekunden. Ich bevorzuge die Umrechnung in gefühlte Zeit. Manchmal fühlt sich jeder Bruchteil einer Minute extrem intensiv an, weil man versucht so viele Eindrücke wie möglich aufzunehmen und für immer im Kopf zu konservieren. Wenn ich durch mein erstes Tagebuch blättere, dem Auffangbecken für Lebenskrisen aller Art und Platzhalter für getrocknete Wiesenblümchen, glaube ich, dass ich bis zum meinem 18. Lebensjahr nur in gefühlten Achtelsekunden gelebt habe. Die Ausrufezeichen, die fast hinter jedem Satz stehen, bestärken mich in meiner Annahme, dass dies eine aufregende Zeit für mich war. Ausrufezeichen! Sind! Aufregend!
Die großen und kleinen Begebenheiten, die man in Tagebüchern zusammenfasst, sind ein gutes Beispiel für gefühlte Zeit. Manche Einträge, die kalendarisch gerade einmal ein paar Wochen umfassen, werden erzählerisch so dargestellt, als ob sich ein einziger Tag über mehrere Monate erstreckt. Schade, dass die Zeit auch die Eigenschaft besitzt, im Laufe der Jahre bestimmte Dinge zu verdrängen. Hier wird beispielsweise ein Ereignis beschrieben, welches damals für mich enorm wichtig erschien, heute aber fast gänzlich aus meinen Erinnerungen gelöscht wurde. Dank meiner akribischen Tagebuchführung kann ich das Erlebte aber gut nach konstruieren. (...)
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